Das künstlerische Forschungsprojekt Twist&Talk: “In, Out, With” wurde im Herbst 2018 in Kooperation mit dem Tanzquartier Wien und der KünstlerInnen-Initiative Im_flieger durchgeführt.

Projektbeschreibung:

Twist&Talk: “In, Out, With”

  • die Weiterentwicklung unseres langjährigen Projekts “Sharing the Dance”
  • ein open level Tanzimprovisations- und Diskursformat inmitten gesellschaftlichen Umbruchs

mit maRia Probst und Christian Apschner

Dieses Format richtet sich an alle, die sich über Bewegung, manchmal Berührung, über Tanz-Improvisation, Somatic Movement Zugänge und auch verbal reflektierend mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen wollen. Vorerfahrung in den genannten Bereichen ist förderlich aber keine Voraussetzung. 

Wie choreografieren wir Gesellschaft und wie choreografiert sie uns? Entlang welcher „Scores“ bewegen wir uns, ohne sie bewusst zu kennen? Bin ich immer noch wir, wenn ich „out“ bin? Was bedeutet mit anderen sein und wie bewegt sich das Andere, wenn ich es bin oder du? Wie schreiben sich diese und ähnliche Verhandlungen in unsere Körper, Bewegungen und Tänze ein

Innerhalb dieser Serie Twist&Talks wollen wir zu diesen Fragestellungen einen Rahmen anbieten, um eine Kultur des „Embodied Discourse“ zu fördern. Wir werden ca 2/3 der Zeit tanzend, bewegend, explorierend und 1/3 der Zeit redend verbringen. Im Fokus steht ein körperlich-tänzerisch-geistiges miteinander forschen zum Thema. Wir bringen Aspekte von den vorangegangenen Zusammenkünften (bis jetzt fanden zwei Großgruppen- und zwei Kleingruppen-Termine statt) anhand von Fragestellungen und Scores in das nächste Setting mit ein. Jeder Termin ist einzeln besuchbar. Ein mehrmaliges Teilnehmen ist wünschenswert aber keine Voraussetzung* Im Anschluss an einen Twist&Talk Termin wird an alle, die sich zur Teilnhame bereit erklären, ein Fragebogen (anonymisiert und von Christian und maRia zur Weiterentwicklung des Formats erstellt) gesandt.

TWIST&TALK ist Teil des breit angelegten partizipativ, künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsprojektes CON.ACT, innerhalb dessen die Tauglichkeit bestimmter zeitgenössischer Tanzimprovisation als Mittel im Umgang mit den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen erprobt werden soll.

Aspekte des Prozess und Teilergebnisse aus CON.ACT / Etappe 1 werden im Rahmen der Website IDOCDE http://www.idocde.net veröffentlicht.

CON.ACT / Etappe 1 wird durch die Kooperation von TQW, Im_flieger und rollingpoint ermöglicht.

TQW: http://tqw.at

Im_flieger: http://www.imflieger.net/

“CON.ACT” ist eine partizipative, künstlerisch-wissenschaftliche Recherche ob und wie eine spezifische Praxis zeitgenössischer Tanzimprovisation und von Somatic Movement Practices eine Methode im Umgang mit gesellschaftlichem Wandel darstellt und das Potential zu gesellschaftspolitischem Handeln in sich birgt.

Das Projekt „CON.ACT“ ist ein partizipatives und künstlerisch-wissenschaftliches Forschungsprojekt mit einem hohen Innovationsgrad, das sich in keine gängigen Kategorien einordnen lässt. Die offenen Schnittstellen zwischen verschiedenen Wissenskategorien, aber auch zwischen Tanzkunst-Ausübenden und -BetrachterInnen ermöglichen einen fruchtbaren “open level” Austausch der in vielen anderen Formaten und generell in unserer Gesellschaft so oft zu vermissen ist.

“CON.ACT” stellt eine Weiterentwicklung und Vertiefung des langjährig im Tanzquartier Wien und zuvor an anderen Orten erprobten und bewährten offenen Tanzimprovisations-Format “Sharing the Dance” dar. Es ist ein Forum mit Mitteln der Tanz- und Performancekunst mit Menschen aus anderen Disziplinen und unterschiedlichsten Anliegen in einen fundierten Diskurs zu treten. Unser in langjähriger Praxis entwickelter Zugang ermöglicht den Teilnehmenden in ihr eigenes Forschen zu kommen und sich mittels Gruppenimprovisationen miteinander und zur Umwelt in Bezug zu setzen. Dabei arbeiten wir gerne mit somatischen Methoden und spezifischen Scores aus der zeitgenössischen Tanzimprovisation, die Wahrnehmungsverschiebungen begünstigen um die Bewusstheit auf bestimmte Aspekte zu lenken, die im gängigen Wahrnehmungsmodus oft verborgen bleiben.

„CON.ACT“ fördert den offenen Austausch über verschiedene Wahrnehmungs- und Denkrealitäten. Darüber hinaus versteht es sich als Teil eines künstlerisch-sozialen Lebenskonzeptes die künstlerische Praxis und Weiterentwicklung auf individueller und gemeinschaftlicher Ebene ermöglicht. Aufgrund unserer langjährigen Auseinandersetzung mit dem Format “Sharing the Dance” und seinen Rahmenbedingungen können wir auf diesem dadurch gewonnenen know how aufbauen und wissen an welchen Stellen das Potential zur Schärfung liegt. Unsere Anliegen ist es, das von den bisherigen TeilnehmerInnen immer wieder hervorgehobene gesellschaftspolitische und individuelle Lern-, Vermittlungs- und Veränderungspotential dieser Form von künstlerischer Forschungsarbeit in einem mehrstufigen Prozess herauszuarbeiten, zu untersuchen, zu vertiefen und zu dokumentieren.

“CON.ACT” ist somit eine partizipative, künstlerisch-wissenschaftliche Recherche ob und wie eine spezifische Praxis zeitgenössischer Tanzimprovisation und von Somatic Movement Practices eine Methode im Umgang mit gesellschaftlichem Wandel darstellt und das Potential zu gesellschaftspolitischem Handeln in sich birgt.

Projektformat:

Die Durchführung des Gesamtprojektes ist in zwei Etappen geplant. Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf die Durchführungsetappe 1. Nach Abschluss und Vorliegen von Ergebnissen der Durchführungsetappe 1 soll das Projekt weiterentwickelt werden und zu Durchführungsetappe 2 führen.

CON.ACT Durchführungs-Etappe 1/Realisierung

Die Zusammenarbeit mit TQW und Im_flieger ermöglicht konkret eine sehr komprimierte Version der Durchführungs-Etappe 1. Im Zuge dessen finden drei öffentliche “Twist&Talk” Termine und zwei weitere Peer Group Treffen zum Thema “In, Out, With” mit einer kleineren Anzahl geladener TeilnehmerInnen statt. Vorbereitung, Reflexion, Dokumentation und Evaluation basieren großteils auf Eigenleistung des Vereins rollingpoint und werden daher eine erste Entwicklungs-Phase darstellen.

Hintergründe zu Durchführung-Etappe 1: 

Unsere Grundannahme ist, dass ein somato-kognitiver Prozess im Sinne spezifischer Embodiment -Theorien sowohl für das körper- und bewegungsbasierte Erleben und Handeln wie auch für Denkprozesse fruchtbringend ist. Diese Annahme basiert auf eigener Erfahrung, wie auch auf theoretischen Arbeiten aus dem Feld der Kognitionsforschung und Embodimenttheorien (“Embodied cognition theories assert that embodiment constitutes a fundamental and inseparable part of human cognitive and perceptual capacities, and thereby of human consciousness. CI (and other specific forms of contemporary dance practices, Anmerkung: maRia Probst) calls to experience the body as “an intelligent practitioner rather than instrument” (Novack 1990, 185), with no full separation between “physical” and “mental,” nor between sensation, perception, and thought.” “Bodyminds in Movement” Embodied Cognition in the Practice and Discourse of Contact Improvisation, Yotam Shibolet).

Im Zuge der langjährigen Erfahrung im Gestalten, Evaluieren und Anpassen des Formats Sharing the Dance konnten wir feststellen, dass das in jedem Fall auf einer individuellen Ebene zutrifft. Die TeilnehmerInnen, wie auch die Gestaltenden konnten über ihr bisher Gedachtes, Erlebtes, Empfundenes, Getanztes hinaus wachsen, natürlich je nach Format, Inhalt, Gruppenkonstellation u.a. Randbedingungen in unterschiedlichem Ausmaß.

Der erste Schritt in unserem weiterführenden Prozess ist ein klareres Forschungssetting zu etablieren.

  1. Die Forschung in Bezug auf ein weitgestecktes aber dennoch festgelegtes, persönlich wie auch gesellschaftlich relevantes Thema “In, Out, With” über mehrere Termine hinweg etablieren. 2. Klare Fragestellungen formulieren und die Herangehensweise auf Basis unseres bisherigen Erfahrungsschatzes gestalten. Den Prozess dokumentieren und evaluieren und entsprechend den Ergebnissen Anpassungen vornehmen. 4. Intensivere Zusammenarbeit mit einer kleinen Peergroup bestehend aus TeilnehmerInnen aus verschiedenen Wissensdisziplinen mit einem Interesse am Thema. 5. Überprüfen ob diese Arbeit auch allgemeinere Schlüsse in Bezug auf ein Kollektiv zulässt.

“Das Persönliche ist politisch”; ganz im Sinne des feministischen Postulats möchten wir anhand der Themen “In, Out, With” von den persönlichen Erfahrungen diesbezüglich ausgehen.

Dabei steht es uns frei Erfahrungen aus unseren Fachdisziplinen, aus unserem privaten oder öffentlichen Umfeld oder aus der Vergangenheit einzubringen. Davon ausgehend, dass relevante Erfahrungen diesbezüglich sich in jedem Fall in den Körper einschreiben und in Form von Bewegung “mitsprechen” (als Bewegungsmuster, -einschränkung, ect.) eröffnet sich eine umfassende Informationsquelle.

Die konkreten Fragestellung von “In, Out, With” sind: Erfahre ich mehr über Ein- und Ausschlussmechanismen und darüber was Teilnehmen heißt, als ich bisher dachte oder verbalisieren konnte. Und im Gegenzug dazu: Bereichert diese Auseinandersetzung auch die Tanzimprovisation und auf welcher Ebene? Die Frage nach der Ästhetik dieses Prozesses wollen wir zu einem späteren Zeitpunkt stellen. Welche Erfahrungen decken sich mit den Erfahrungen Anderer, welche sind individuell und wie drücken sich diese Erfahrungen körperlich aus? Welche Arten des Verhandelns von “In, Out, With” finden auf einer Tanzimprovisationsebene statt? Lassen sich daraus Scores entwickeln, die für eine breitere Gruppe von Menschen relevant sind? Was ermöglichen und was verhindern BetrachterInnen des Prozesses? Kann eine Fokussierung des Sensomotorisch-Kinästhetischen (im Gegenzug z.B. des Psychologischen, Moralischen, Ästhetischen) Potentiale öffnen die in gängigen Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Selektionsmodi verborgen bleiben? Und was davon trifft auf mehrere zu?

Diesen Fragestellungen inherent ist die Auseinandersetzung mit Theorien aus der Kognitionsforschung, im speziellen mit Embodimenttheorien.

Der intensivierte Austausch mit an Embodiment-Prozessen Interessierten aus unterschiedlichen Disziplinen soll der Schärfung des Formats dienen. Idealerweise nehmen alle Forschenden auch an den open level Terminen teil.

CON.ACT Durchführungs-Etappe 2/Ausblick:

In Durchführungs-Etappe 2 soll anhand konkreter Anwendungsfälle untersucht werden, in welchen Personen-, Berufs- oder Gesellschaftsgruppen somato-kognitive Tanzimprovisations-Formate wie “Twist&Talk” sinnvoll eingesetzt bzw. adaptiert werden können. Leider hat sich eine bereits in Aussicht genommene Finanzierung für Conact / Etappe 2 im Bildungsbereich (noch) nicht realisieren lassen.