„Seltsamia“ - Dancing Mycelium
Exploring Interconnection and Movement Biodiversity
Ein experimentelles rollingpoint Mitmach-Contact Improvisation Outdoor-Projekt
Termine 2024:
Do 30.5.2024, 18:30: Park Freie Mitte / Ehemaliges Nordbahnhofgelände
Koordinaten: 48.2304, 16.3914
Bei der Lagerwiese oberhalb der alten Eisenbahnbrücke
Von der Innstraße 18 aus über die Leystraße bzw. von der Vorgartenstraße 98 aus in 150m erreichbar.
Mi 26.6.2024, 18:30: Campus WU / Prater, Südportalstraße
Koordinaten: 48.2151, 16.4063
Treffpunkt: In der Fußgängerzone des WU Campus an der nördlichen Ecke des orangen mit Holzbrettern verkleideten Gebäudes, 3 Gehminuten von U2 Station Messe-Prater. Wir bewegen uns vom Ausgangspunkt in Richtung Grünbereich des Wiener Praters
Fr 23.8.2024, 17:30: Park Freie Mitte / Ehemaliges Nordbahnhofgelände
Koordinaten: 48.2304, 16.3914
Bei der Lagerwiese oberhalb der alten Eisenbahnbrücke
Von der Innstraße 18 aus über die Leystraße bzw. von der Vorgartenstraße 98 aus in 150m erreichbar.
Weitere Termine folgen!
Foto: Michael Waldeck
Wie läuft das Projekt ab?
Wir treffen uns an an spannenden Orten um gemeinsam zu improvisieren und ein kleines Gesamtkunstwerk zu kreieren - vergleichbar mit dem Aufploppen einer Kollektion von Pilzfruchtkörpern in der Natur.
Jeder Termin ist einer bestimmten Improvisationsstruktur (Score) gewidmet. Wir orientieren uns an Nancy Topf´s https://www.nancytopf.com/about Score des „Spacewalks“. Die Scores werden zu Beginn des Zusammentreffens gemeinsam besprochen und es gibt ein gemeinsames warm up. Am Ende der Impro-Sessions treffen wir uns wieder in der Gruppe um das Erlebte gemeinsam zu reflektieren und unsere Eindrücke auszutauschen.
Dauer der Sessions: Jeweils ca. 2-3 Stunden inkl. Vor- und Nachbesprechung
Bitte pünktlich zur Vorbesprechung kommen. Die Informationen der Vorbesprechungen sind Grundlage für die Teilnahme an den Impro-Sessions.
Wer kann mitmachen?
Alle die gerne tanzen und denen gleichzeitig Bewegungsvielfalt und auch Biodiversität ein Anliegen ist. Contact Improvisation Erfahrung ist von Vorteil aber nicht notwendig. Sicherheitsaspekte im gemeinsamen Umgang werden in der Vorbesprechung diskutiert.
Bitte an geeignetes Schuhwerk und Bekleidung denken.
Die Teilnahme erfolgt auf eigene Gefahr und auf eigenes Risiko der Teilnehmenden. Wichtig ist ein achtsamer Umgang miteinander und mit Passant*innen.
Bitte lies dir auch den gedanklichen Hintergrund zum Projekt durch!
Wie kann ich mich anmelden?
Bitte schreibe ein email an ci.rollingpoint@gmail.com
bzw. SMS/Tel. Christian Apschner 0650 8931081
Die Teilnahme ist kostenlos. Du trägst mit deiner Präsenz und deinen tänzerisch-improvisatorischen Fähigkeit zum Gelingen des Projektes bei.
Wir möchten mit dem Projekt wir den künstlerischen Dialog fördern, die Öffentlichkeit in unsere Arbeit einladen und einen bewusstseinsbildenden Beitrag an der Schnittstelle von Kunst, Naturwissenschaft, Tiefenökologie und Gemeinwesenarbeit leisten.
Gelegentlich können Fotos und Videoaufnahmen gemacht werden. Für die Veröffentlichung dieser in sozialen Medien und auf unserer webseite
Möchtest du unsere Arbeit unterstützen?
Spenden auf unser Vereinskonto IBAN: AT54 3200 0000 1701 2717, BIC: RLNWATWW, Verein rollingpoint, sind gerne willkommen.
Gedanklicher Hintergrund:
Pilze sind in ihrer Bedeutung für das Leben auf der Erde mindestens so wichtig wie Pflanzen und Tiere. Sie existieren für das menschliche Auge zumeist unsichtbar als feinstes Netzwerk (Myzelium) im Boden und in organischer Substanz verborgen. Die Gesamtlänge aller Pilzfäden von Mykorrhizapilzen (Symbiosepilze) auf der Erde beträgt 4,5x10hoch17 Kilometer, dem halben Durchmesser unserer Galaxis. Pilze schaffen neuen Lebensraum indem sie Gemeinschaften mit Algen eingehen und Flechten bilden. Erst so konnte unbelebte Erde und Fels später von Pflanzen, Tieren und Menschen besiedelt werden. Auf der anderen Seite stehen Pilze am Ende des Lebenszyklus indem sie als Saprobionten organische Substanz abbauen und wieder in den Stoffkreislauf zurückführen. Sie sind Vermittler zwischen Leben und Tod. Pilzmyzelien können theoretisch unendlich lang leben, sofern ihr Lebensraum erhalten bleibt.
Die Pilze sind in ihrem Wesen also in erster Linie ein dezentral organisiertes Netzwerk in dem verschiedenste Stoffe und Informationen verarbeitet, transportiert und ausgetauscht werden. Die Fruchtkörper der Pilze selbst erscheinen meist nur für ein paar Tage im Jahre (oft auch einige Jahre gar nicht) für den Menschen sichtbar an der Oberfläche. Wann und wo lässt sich nie genau voraussagen und es gibt immer unerwartete Überraschungen für Mykolog*innen. Allein in Österreich existieren weit mehr als 10.000 verschiedene Pilzarten in allen Größenordnungen und mit einer faszinierenden Formenvielfalt. Viele davon stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
Um Pilze in der Natur zu finden müssen wir uns bewegen und alle Sinne einsetzen. Pilze zu suchen kann als eine Form von Kontaktimprovisation mit der Natur gesehen werden, ein gemeinsamer Tanz indem wir die Pilze als „Companion Species“ erleben. Vergleich hierzu: Anna Tsing Unruly Edges: Mushrooms as Companion Species (for Donna Haraway). https://www.researchgate.net/publication/302967622_Unruly_Edges_Mushrooms_as_Companion_Species
Auch aus Sicht der kognitiven Prozesse können viele Parallelen gezogen werden. Sowohl beim Pilzesuchen als auch in der Contact Improvisation sind wir in jedem Moment mit einer Auswahlmöglichkeit an Fortsetzungswegen konfrontiert. James Gibsons “Affordance Theory” https://cs.brown.edu/courses/cs137/2017/readings/Gibson-AFF.pdf kann sowohl auf das Pilzesuchen als auch auf die Contact Improvisation übertragen werden.
“The affordances of the environment are what it offers the animal/human beiing, what it provides or furnishes, either for good or ill”.
Die in den letzten Jahren populär gewordene Theorie der “4E Cognition” beschreibt sehr gut wie wir in unserem Denken und Handeln wie ein Netzwerk mit der Umwelt=Mitwelt interagieren.
Siehe auch: https://www.teachthought.com/learning/what-is-4e-cognition-a-framework-for-how-the-mind-makes-meaning/
https://brainlenses.substack.com/p/4e-cognition
Pilze galten immer schon als etwas Mysteriöses, Anrüchiges und Unberechenbares. Im Vergleich zu anderen Organismen ist das Reich der Pilze immer noch wenig erforscht. Auch in Österreich werden noch laufend neue Arten entdeckt und beschrieben, wie etwa die Pilzgattung Seltsamia (s.u.) Je mehr wir über Pilze lernen, desto mehr fordern sie uns heraus, unsere Annahmen über das Leben auf der Erde zu überdenken. Als Netzwerk organisiert und ohne zentrales Gehirn ausgestattet verfügen sie über eine erstaunliche Intelligenz. Im anthropozänen Zeitalter bedrohlichen Biodiversitätsverlustes und von Klimaerwärmung könnten wir einiges von ihnen lernen.
Termine 2023
Mo 10.7. 18:00: Freie Mitte / Ehemaliges Nordbahnhofgelände
Sa 22.7. 18:00: Am Himmel / Baumkreis am Cobenzl
So 27.8. 16.30: Mariahilferstraße
Fotos vom Termin am 22.7. 2023 Am Himmel. Vielen Dank an Michael Waldeck für die tolle Fotodokumentation und an die motivierten Teilnehmer*innen. Fotocredits: Michael Waldeck
Seltsamia Jaklitsch & Voglmayr, gen. nov., MycoBank MB 823020
Etymology: Based on the German word “seltsam” for strange, because the morphology of the fungus, esp. the ascospore sheath, is untypical for Cucurbitariaceae.
Ascomata pyriform, black, immersed singly or in valsoid groups beneath periderm above ascomata of its host, upright or oblique with convergent ostiolar necks, surrounded by subiculum, forming bumps, becoming visible through bark fissures. Ostiolar necks forming stout papillae. Peridium leathery, black, pseudoparenchymatous, 3-layered. Hamathecium consisting of branched ?paraphyses. Asci cylindrical, with a distinct ocular chamber, a slightly elongated stipe and a simple base, containing 8 uni- to partly biseriately arranged ascospores. Ascospores fusoid to subclavate, with the upper part slightly widened, first yellow, with 3 main septa, later brown, finally with numerous transverse and longitudinal septa, surrounded by a swelling sheath around each hemisphere.
Asexual morph unknown.
Habitat: Fungicolous, e.g., on Hapalocystis bicaudata on Ulmus glabra.
Type species: Seltsamia ulmi Jaklitsch & Voglmayr.